Autofokus – nicht immer (richtig) scharf?
- in März 23, 2017
- von Michael Rieder
- In Technik
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Von Kameras, Objektiven und deren Autofokus Interoperabilität. Auf welche technischen Aspekte ich in diesem Zusammenhang achte …
… trotzdem hilft die Technik, qualitativ hochwertige Bilder zu erzeugen.
Während der vergangenen rund 12 Jahre habe ich die Entwicklung der Kameratechnik mitverfolgen können. In dieser Zeit habe ich mehrere Kamerawechsel vorgenommen und mir auch tolle Objektive dazu gekauft. Meine erste D-SLR Kamera, die Canon EOS 20D, kommt zwar nicht mehr oft zum Einsatz, liefert aber mit ihren 8MP auch heute noch gute Ergebnisse. Inzwischen generieren meine Kamera’s zwar bereits das Dreifache an Auflösung, bedürfen aber auch entsprechender Rechenleistung um die Datenflut zu bewältigen. Was mir im Alltag besonders dienlich ist, sind die verbesserten Kameradisplays zum Betrachten der Bilder. Deutlich verbessert wurden aber vorallem auch die Autofokus Performance.
Autofokus Treffsicherheit
Über die komplexe Funktionsweise des Autofokus mit Phasendetektor, und die Realisierung in einem D-SLR Gehäuse, machen sich vermutlich nur wenige Kamerabesitzer Gedanken. Der Autofokus soll vorallem schnell und präzise funktionieren, unabhängig davon welches Objektiv aufgesetzt ist. Eine technische Herausforderung, gerade wenn man an Fertigungstoleranzen der Komponenten denkt. So ist auch mir im Lauf der Zeit aufgefallen, dass ich mal mehr mal weniger Ausschussbilder wegen Unschärfe generierte. Die Schärfeebene lag dann nicht an der gewünschten Stelle, obwohl man den entsprechenden selektiven Fokuspunkt zum Fokussieren ausgewählt hatte. Meine EOS 20D hatte ich damals aus genau diesem Grund mit dem 70-200mm Zoom Objektiv zu Canons Vertrags-Service-Partner gebracht um eine korrekte Justage des AF vorzunehmen.
AF-Microadjustment
Seit der Einführung der EOS 50D (2008) ist es dem Anwender möglich, selber Einfluss auf die AF-Steuerung zu nehmen (DIY-Justage). Zwar sind die Möglichkeiten simpel gehalten, dennoch stellt sie für mich die schnellste Lösung von Front- und Backfokus-Problemen dar! Denn, irgendwann einmal fand ich grossen Gefallen an besonders lichtstarken Objektiven mit Festbrennweite. Gerade hier, bei geringer, sehr selektiver Schärfentiefe, zeigen sich Front- und Backfokus am deutlichsten. Kurz erklärt geht es bei der „Justage“ darum, die Kamerainternen AF-Steuerungsparameter so zu verändern, dass der AF-Motor die Fokussierglieder im Objektiv an die entsprechende Stelle bewegt wo die optimale Schärfe besteht.
Seither teste ich meine Objektive stets an den D-SLR’s die ich verwende gemäss der Anleitung dieser Focus-Test-Chart. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob man bei AF Ungenauigkeiten Objektiv zusammen mit Kamera-Body zur Servicestelle bringt und die Komponenten aufeinander abstimmen lässt. Es ist auch denkbar, die gesamte Fotoausrüstung justieren zu lassen. Dieser Aufwand scheint mir persönlich aber nicht ganz verhältnismässig. Wichtig – mir ist bewusst, dass die AF-Microadjustment „nur“ eine „behelfsmässige“ Justage bedeutet. Die AF-Steuerung ist eine nichtlineare Funktion und bedarf genau genommen, der Berücksichtigung der eingestellten Entfernung zum Objekt. Zur Ermittlung der Korrekturwerte meiner Kamera-Objektiv Kombinationen prüfe ich jeweils die Genauigkeit in üblichen Entfernungen zu Motiven (Portrait Distanz etc). Hersteller messen dies vermtl. bei D=50f (Distanz = 50-fache Brennweite).
Die Korrekturwerte im Überblick
Einmal eingestellt bleiben die Korrekturwerte, für jedes Objektiv individuell, in der Kamera gespeichert. Trotzdem ist es u.U. sinnvoll, die ermittelten Werte jeder Kamera griffbereit zu haben. Die Tabelle zeigt sämtliche für mich relevanten Daten. Wie man sieht, sind ganz oft kleine Korrekturen erforderlich um die gewünschten AF-Leistung zu erreichen. Seit es die EOS 5D Mark III gibt, bin ich begeistert von der Treffsicherheit, auch oder gerade bei Objektiven wie dem EF 85mm f/1.2L II USM!
Andere AF-Testmethoden
In Ergänzung zu obigem Vorgehen mit der Focus Test Chart möchte ich noch diesen Artikel auf „northlight-images“ erwähnen. Der Moiré-Test gibt Aufschluss über die AF-Leistung. Allerdings lässt sich damit die „Schärfen-Ebene“ nicht abbilden, d.h. man erkennt nicht die Schärfentiefe, was ggf. zur Beurteilung der Korrekturfaktoren nützlich wäre (Stichwort 1/3 vor, 2/3 nach Objekt scharf). Übrigens, auch z.B. bei einigen Nikon Kameras lässt sich der AF „tunen“. Dort heisst das „AF-Feinabstimmung“.